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„Die vielen Leckereien haben mich einfach überzeugt“
Azubi Finn und Bäckermeister Karsten Berning vorm Backofen
Finn durfte in der 9. Klasse im Rahmen des Projekts Netzwerk Berufspraxis in vier verschiedene Handwerksberufe reinschnuppern. Dabei lernte er die Aufgaben der TischlerInnen, der AnlagenmechanikerInnen, der GebäudereinigerInnen und der BäckerInnen kennen. Fasziniert von Bäckermeister Karsten Berning und den vielen Leckereien (Hefezöpfe, Igel, Mäuse, Schildkröten), die während des Projekttages hergestellt wurden, verstärkte sich sein Interesse an dem Ausbildungsberuf. Seit September 2018 erlernt er nun das Bäckerhandwerk bei Bäcker Johann Mayer, ein Familienbetrieb, der bereits in 4. Generation geführt wird. Wir haben ihn im Interview genauer zur Ausbildung befragt.
Um ehrlich zu sein, die vielen Leckereien, die man herstellt und mein Ausbilder Karsten Berning, den ich im Projekt Netzwerk Berufspraxis kennengelernt habe. Er hat damals den Projekttag geleitet und mich angesprochen, ob ich nicht an einer Ausbildung bei ihm interessiert sei. Ich fand das Backen aber auch eigentlich schon immer toll. Bei uns zuhause wird viel gebacken. Beide Elternteile haben mich auch schon früh mit einbezogen. Mit meinem Vater habe ich oft Stockbrot gemacht und meiner Mutter habe ich beim Kuchen backen geholfen.
Ich musste mich ja in der 10. Klasse entscheiden, ob ich Abitur machen möchte oder lieber eine Ausbildung. Da habe ich mich für eine Ausbildung entschieden und mich bei mehreren Bäckereibetrieben beworben, unter anderem bei Bäcker Johann Mayer. Dort habe ich ein Anschreiben mit meiner Motivation eingereicht und wurde dann zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, bei dem mich Herr Berning auch gleich wiedererkannt hat.
Anschließend habe ich ein 5‑tägiges Praktikum in der Bäckerei absolviert, um zu schauen, ob ich den Anforderungen des Berufs, wie dem frühen Aufstehen, gewachsen bin und ob ich gut mit dem Team zusammenarbeiten kann. Als dann nach dem Praktikum feststand, dass es auf beiden Seiten passt, habe ich mit der Ausbildung begonnen.
Mein Tag beginnt damit, dass ich gegen 2 Uhr aufstehe, mich fertig und dann auf den Weg zum Betrieb mache. Dort fange ich um 4 Uhr erst mal mit dem Kaffeekochen für die gesamte Belegschaft an. Die anderen beginnen nämlich alle schon um 1 Uhr mit ihrer Arbeit.
Dann bereite ich Brötchen und anderes Gebäck vor, indem ich es abzähle und in verschiedene Kisten verteile. Ich sortiere und schaue dabei, an wen die Lieferungen gehen. Zu unseren Kunden gehören viele Hotels, die wir regelmäßig mit größeren Mengen Backwaren versorgen. Am Tag können das schon so um die 1000 Schrippen, 600 Stutenkerle, 300 Croissants und 140 Apfeltaschen sein, die vorbereitet werden müssen. Da muss man sehr zügig arbeiten und aufpassen, dass man sich nicht verzählt. Außerdem backe, fülle und dekoriere ich schon mit Unterstützung Pfannkuchen.
Gegen Ende des Tages, wenn die anderen dann schon Feierabend haben, steht für mich noch das Putzen der Backutensilien und der verschiedenen Arbeitsflächen und Böden an.
In der Berufsschule haben wir jeden Montag Fächer wie Mathe, Biologie und Chemie immer in Bezug auf das Handwerk. Außerdem lernen wir viel über über rechtliche Dinge, wie Arbeitsschutz und die Geschichte des Bäckerhandwerks.
Im 2. Lehrjahr werden wir dann mit Backexperimenten im Versuchslabor starten, um zu lernen, was bei der Zusammenmischung verschiedener Zutaten passiert. Zuhause experimentieren mein Vater und ich aber jetzt schon beide zusammen und probieren verschiedene Brotmischungen aus. Er hat sich extra eine Mehlmahlmaschine gekauft, weil er meint, das Brot schmecke dann besser.
Im Großen und Ganzen ja. Aber die Arbeit ist doch noch vielfältiger, als ich vorher gedacht habe. Die Arbeit im Team ist auch sehr wichtig. Ich freue mich auf jeden Fall schon darauf, wenn ich mehr und mehr Verantwortung übernehmen und selbständig Teige aufarbeiten und abbacken kann.
Ich mag es nicht so sehr monotone Aufgaben zu erledigen und das frühe Aufstehen fällt mir noch manchmal schwer. Da kann es schon mal vorkommen, dass mich meine Mutter wach macht und schnell zur Arbeit fährt, wenn ich die Snooze-Funktion des Weckers zu oft gedrückt habe. Lacht! Aber bald bin ich ja 18 Jahre und kann meinen Führerschein machen.
Darüber habe ich bisher noch nicht konkret nachgedacht. Eventuell mache ich dann noch das Abitur oder bleibe doch im Handwerk und vielleicht sogar bei Bäcker Johann Mayer. Das werde ich in den nächsten Lehrjahren entscheiden.
Mir gefallen eigentlich hauptsächlich die süßen Backwaren und ganz besonders die kleinen Schoko-Twister. Die sind aber nicht so leicht herzustellen, da sie aus einem gedrehten Plunderteig bestehen. Ansonsten liebe ich auch einfach die normalen weißen Schrippen.