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Ich bin sehr stark an neuen Technologien interessiert und versuche diese sinnvoll in unsere betrieblichen Abläufe einzubinden. Entweder hat man jemanden der das Ganze professionell umstellt oder man tastet sich langsam selbst heran. Es ist aber total wichtig, die Kollegen entsprechend abzuholen. Ich fungiere dabei immer als Vorfilter. Denn das, was ich gut verstehe, kann ich auch den Kollegen gut beibringen.
Was den Stand der Digitalisierung unseres Unternehmens angeht, befinden wir uns irgendwo im Mittelfeld. Wir nutzen schon viele digitale Tools, haben aber den Gesamtprozess noch nicht voll digitalisiert. Eigentlich arbeiten wir mit einem Mix aus Analogem und Digitalem. Ein gutes Beispiel hierfür ist unser aktuelles Projekt der digitalen Baustellendokumentation. Hier versuchen wir die Dokumentation einmal analog, also in Papierform, und nun zusätzlich auch digital, also abfotografiert und in einer Cloud gespeichert, anzulegen.
In unserem Betrieb sind außerdem alle Kollegen mit Apple-Endgeräten ausgestattet, die untereinander vernetzt sind und über die wir kommunizieren. Auch die Warenbestände verwalten wir darüber teilweise digital.
Wir nutzen generell viele mobile Lösungen. So ergänzen beispielsweise mobile Clouds unseren Server. Die digitale Baustellendokumentation oder andere Assistenzsysteme sind dort verortet. Auch Fotos, Infos, Texte und Berichte speichern wir in der Cloud. Außerdem verwalten wir unsere Maschinen über Wartungsintervalle. Die Maschinen sind den Kollegen zugeordnet und wenn sich eine Maschine in der Nähe des Endgerätes des entsprechenden Kollegen befindet, schickt es eine Nachricht über bestehenden Wartungsbedarf raus. Außerdem sind wir über den Webserver unserer Kunden mit dessen Geräten verbunden. Wir werden also direkt informiert, wenn etwas nicht mehr funktioniert. Man kann sagen, wir befinden uns sozusagen in der Vorstufe zum Smart Building.
Die Hersteller unterstützen uns in Form von digitalen Ersatzteillisten und Bedienungsanleitungen, diese sind über QR- und Strichcode zu scannen.
Ein Teil des Ausbildungsnachweises unserer Azubis ist auch schon digitalisiert. Zudem sind unsere Betriebsprozesse wie Schriftverkehr, Buchhaltung und Rechnungslegung gerade im digitalen Umbruch.
Durch die Digitalisierung kann man mobiler, schneller und unabhängiger arbeiten. Das ist auch für die Kollegen eine große Erleichterung. Sie schafft außerdem Möglichkeiten von Mitdenkprozessen. MitarbeiterInnen werden beispielsweise angeregt sich selbstständig über Dinge zu informieren. Auch das E‑Learning ist eine tolle Chance für MitarbeiterInnen und Azubis, um sich ortsunabhängig weiterzubilden.
Ein weiterer riesengroßer Vorteil der Digitalisierung ist die Vernetzung. Check and Work, eine digitale Handwerkernetzwerkplattform, hat mir geholfen Projektpartner aus verschiedensten Regionen Deutschlands kennenzulernen. Das Motto lautet: Kooperieren statt konkurrieren. Dadurch erreicht man fachlichen Austausch und eine höhere Leistungsfähigkeit. All das wäre ohne die Digitalisierung nicht möglich gewesen. Ich hätte auch nie so viele Partner kennengelernt, wenn ich nicht so aktiv auf Social Media wäre. Durch den gemeinsamen Instagram-Account #lustaufhandwerk und unseren Firmen-Account #mada.team.shk erreichen wir junge Menschen und können uns mit anderen Handwerkern vernetzen. Doch auch die Kundenbindung lässt sich dadurch optimieren und ganz neue Geschäftsmodelle erschließen. Stichwort: Internet of things.
Ich denke, dass Betriebe, die sich der Digitalisierung verweigern, auf lange Sicht einen erheblichen Nachteil gegenüber modern aufgestellten Unternehmen haben werden. Das fängt schon bei der Sichtbarkeit an. Auftraggeber suchen heute fast nur noch online nach Dienstleistern. Und vieles ist mittlerweile auf das mobile Endgerät ausgelegt. Aber auch die Überlastung der MitarbeiterInnen und die betrieblichen Prozesse werden dann eine Herausforderung sein.
Je moderner ein Unternehmen aufgestellt ist, umso leichter lassen sich junge Menschen ansprechen. Zudem ist es wichtig, als Firma sichtbar zu sein, um effektiv Nachwuchsakquise zu betreiben. Wie gesagt, das meiste läuft ja übers Internet und nicht mehr über Zeitungsannoncen. Ich nutze verstärkt Social Media und dabei hauptsächlich Instagram, um junge Menschen anzusprechen. Hierüber habe ich auch schon einige Bewerbungen erhalten. Das ist zwar einerseits ziemlich aufwendig, hat aber auch viele weitere positive Nebeneffekte. Selbst die Kollegen, die am Anfang skeptisch waren, haben rückwirkend positives Feedback gegeben und angefangen sich mehr mit der Firma zu identifizieren. Dadurch hat sich bei uns ein verstärktes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt.
Die ganze Gesellschaft hat sich ja verändert. Heutzutage liegt der Fokus nicht mehr nur noch auf der Arbeit. Wir müssen versuchen, die jungen Leute anders anzuziehen und sie in die digitalen Prozesse einzubinden. Sie kennen sich mit digitalen Technologien meist besser aus als die älteren Kollegen. Eine Mischung aus jungen und älteren Kollegen ist für mich unschlagbar. Unbezahlbares Fachwissen gepaart mit frischen, neuen und digital affinen Leuten – das ergänzt sich super.
Vielen Dank für das spannende Interview und alles Gute für die Zukunft!