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Wir sind bereits auf einem guten Weg. Einige unserer Bereiche haben schon einen sehr hohen Digitalisierungsgrad, andere Bereiche sind noch ziemlich analog. Aber wir haben den Ehrgeiz, uns ständig weiterzuentwickeln. In einigen Bereichen hat die Digitalisierung neue Möglichkeiten eröffnet, denn es gibt zum Beispiel neue Materialien für den Zahnersatz, die nur mit Hilfe digitaler Technologien verarbeitet werden können. Wir verfügen über Scanner, spezielle Software, CNC-Fräsmaschinen und 3D-Drucker, die bei uns täglich zum Einsatz kommen.
Durch die Digitalisierung können immer mehr Arbeitsschritte standardisiert und die Qualität gesteigert werden. Es entstehen komplett neue Strukturen, die ein effizientes Arbeiten ermöglichen. Ein Vorteil besteht auch in der Möglichkeit, neue und bessere Materialien zu verarbeiten, um den Zahnersatz am Ende noch nachhaltiger und ästhetischer zu gestalten. Man kann mithilfe von speziellen keramischen Materialien zum Beispiel ein natürlich wirkendes Lichtverhalten des Zahnersatzes erzielen. Des Weiteren können noch genauere Ergebnisse erzielt werden, denn durch die digitale Bildschirmarbeit sind Vergrößerungen um das 20 bis 30-fache möglich, was einer viel stärkeren Vergrößerung als an den bei uns normalerweise verwendeten Mikroskopen entspricht. Zahnersatzteile können so genauer designt und umgesetzt werden. Werden alle Arbeitsschritte digital gehalten, kann man zudem Fehlerquellen aushebeln, die sich bei einem Wechsel von analogen und digitalen Schritten schneller einschleichen können.
Die Risiken beim Versäumen der Digitalisierung sind für ein Dentallabor enorm. Die Zahnärzte selbst werden immer digitaler; anstatt Abdrücke zu nehmen werden Intraoralscans gemacht. Im Grunde genommen müssen wir zunehmend vor den Zahnärzten digital sein, sonst können wir deren Ansprüche nicht erfüllen und bestimmte Aufträge gar nicht erst annehmen.
Generation Z und Alpha wird noch digitaler ins Leben starten als die Generationen zuvor. Somit passt die allgemeine Digitalisierung im Handwerk sogar gut ins Bild, denn schon in den Schulen wird komplex programmiert und mit CAD Programmen 3D Objekte erstellt und animiert.
Die Rahmenlehrpläne für die Ausbildung, beinhalten unserer Meinung nach noch zu wenig Lehrmaterial betreffend der digitaler Fertigung. Was diese nicht hergeben, können wir aber trotzdem abdecken, so unser Standpunkt. Kronen und Brücken herzustellen ist im Rahmenlehrplan zum Beispiel noch als analoger Arbeitsprozess vorgesehen, allerdings werden 90–95 % dieser Arbeiten bei uns digital hergestellt. Dass wir die Verbindung aus analogem und digitalem Arbeiten anbieten, ist tatsächlich ein Grund, weshalb sich viele Jugendliche bei uns bewerben.
Wir zählen zu den größten Zahntechniklaboren Deutschlands und können den kompletten digitalen Workflow abbilden, aber das ist nicht die Regel. Man muss immer im Auge behalten, dass sich die Anschaffung bestimmter Maschinen, wie zum Beispiel der Fräsmaschine, für ein kleines Labor nicht unbedingt lohnt. Demenentsprechend sind auch die Digitalisierungsfortschritte in unserer Branche nicht allgemein zu betrachten, auch wenn man sich im Großen und Ganzen immer weiter anpasst.
Vielen Dank für das spannende Interview und alles Gute für die Zukunft!