Tradition trifft Moderne: Handwerk 4.0
Digitale Tools revolutionieren das DachdeckerInnen-Handwerk. Laut einer Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) nutzen bereits 39 % der Betriebe Online-Bestellsysteme, 34 % führen digitale Kundenakten und 27 % setzen Apps zur Arbeitssicherheit ein – Tendenz steigend.
Besonders beliebt sind Wetter-Apps, Fotodokumentations-Tools und Messenger-Dienste. Auch Softwarelösungen für Kalkulation, Abrechnung, Arbeitszeiterfassung und Materialverwaltung erleichtern den Arbeitsalltag. Der größte digitale Fortschritt zeigt sich jedoch in der Drohnentechnik.
Drohnen im DachdeckerInnen-Handwerk: Effiziente Inspektionen von Dächern
Drohnen ermöglichen präzise Dachaufmaße ohne aufwendige Gerüste. Sie erleichtern Inspektionen, sparen Zeit und verbessern die Planung. Betriebe können eigene Drohnen nutzen oder spezialisierte Dienstleister beauftragen.
Michael Zimmermann, Vizepräsident des ZVDH, berichtet: „Ich habe immer eine Drohne dabei, wenn ich auf eine neue Baustelle fahre. Ich verwende sie dabei als Digitalkamera und mache Aufnahmen, die mir für das Angebot als Gedankenstütze dienen. Außerdem kann ich dabei schon ein paar Maße nehmen und die Baustelle organisieren.”

Bildquelle: ZVDH
Digitalisierung mit echtem Mehrwert: Effizienz, Entlastung & neue Chancen
Digitalisierung sollte kein Selbstzweck sein – sie muss einen klaren Nutzen bringen. Ob Zeit- und Kostenersparnis, optimierte Abläufe oder Entlastung der Mitarbeitenden: Digitale Tools übernehmen administrative Aufgaben, sodass sich Handwerksbetriebe auf das Wesentliche konzentrieren können. „Letztendlich wollen wir einfach coole Dächer bauen. Das haben wir gelernt und dafür sind wir angetreten. Und jetzt können wir administrative und unliebsame Arbeiten von digitalen Tools erledigen lassen, die das weitaus besser können als wir.“, so Zimmermann. Ein weiterer Vorteil: Moderne Technologien machen das Handwerk auch für junge Talente attraktiv, die zuvor eher ein Studium in Betracht gezogen hätten.
Online-Marketing: Sichtbarkeit als entscheidender Erfolgsfaktor
Nie war es einfacher, sich als Unternehmen professionell zu präsentieren. Während früher große Marketingbudgets nötig waren, ist Online-Sichtbarkeit heute unverzichtbar: Wer digital nicht präsent ist, existiert nicht. „Die richtige Ansprache unserer Wunschkunden und ‑mitarbeitenden ist essenzieller Bestandteil unserer Digitalstrategie“, betont Zimmermann. Auch Kirsti Kutzbach, Prokuristin der Viellechner Dachdeckermeister GmbH, bestätigt den Mehrwert von Social Media: „Der Teamzusammenhalt ist der jungen Generation enorm wichtig. Social Media sorgt für eine starke Außenwirkung – und stärkt gleichzeitig das Wir-Gefühl im Betrieb.“ Mehr dazu im Interview “4 Fragen an”.

Bildquelle: ZVDH
Digitalisierung in der Ausbildung: Effizient, modern & zukunftsorientiert
Die Corona-Krise hat der Digitalisierung in der Ausbildung einen enormen Schub gegeben. Digitale Berichtshefte, Video-Kommunikation via Microsoft Teams oder Office 365 sowie Lehrvideos sind bereits im Einsatz. Wie weit digitale Tools genutzt werden, hängt jedoch stark von den jeweiligen Bildungsstätten ab.
Auch im Onboarding-Prozess bieten digitale Lösungen große Vorteile: Bewerbungen lassen sich weitgehend digital abwickeln, und durch digitale Arbeitsanweisungen wird die Einarbeitung neuer Mitarbeitenden erleichtert. So wird der Einstieg effizienter und das Handwerk attraktiver für die Fachkräfte von morgen.

Drohnenflug über den Dächern Berlins © Viellechner Dachdeckermeister GmbH
Betriebsgröße als Erfolgsfaktor für die Digitalisierung
Eine Studie des ZVDH zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen der Betriebsgröße und dem Digitalisierungsgrad von Dachdeckerbetrieben. Größere Unternehmen setzen bereits verstärkt digitale Tools ein, während kleinere Betriebe oft durch Zeitmangel und begrenzte Investitionsmöglichkeiten gehemmt sind. Häufig fehlt auch die Orientierung angesichts der Vielzahl an Softwarelösungen. Claudia Büttner, Pressesprecherin des ZVDH, betont, dass dies viele Betriebe betrifft. Der Zentralverband unterstützt jedoch aktiv bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen. Zimmermann empfiehlt daher: „Ich rate all unseren Betrieben: Überlegt euch eine Digitalisierungsstrategie. Wo ist das Ziel und wie erreicht ihr das? Nutzt außerdem das, was der Zentralverband euch bietet und seid dabei auch fordernd.“
Schritt für Schritt zur erfolgreichen Digitalisierung
Zimmermann weiß aus Erfahrung, dass Mitarbeitende schnell begeistert sind, wenn digitale Tools ihre Arbeit erleichtern. Dabei gilt jedoch: „Überfordert sie nicht.“ Ein sinnvoller erster Schritt ist die Analyse der bestehenden Abläufe im Betrieb, um gezielt digitale Lösungen einzuführen. Ein Beispiel ist das Anlegen digitaler Bauakten – das erleichtert die Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Kunden und schafft nachvollziehbare Abläufe, die durch Fotodokumentationen Baufortschritte sichtbar machen.
Zukunftstrends der Digitalisierung im Handwerk
Zimmermann sieht in der Digitalisierung viele zukünftige Potenziale. Besonders im Bereich der digitalen Sensortechnik, etwa für Feuchtigkeitsmessungen oder Wetterdaten, wird es Fortschritte geben. Auch in der Arbeitssicherheit erwartet er Entwicklungen, wie technische Hilfsmittel zur Unterstützung körperlich belastender Tätigkeiten. Zudem könnten alternative Transportmittel für Materialien zu schwer zugänglichen Baustellen von Vorteil sein. Beim Wissenstransfer eröffnen neue Technologien wie VA-Brillen neue Möglichkeiten: Sie könnten bei komplexen Aufgaben Schritt-für-Schritt-Anleitungen bieten. Obwohl viele dieser Entwicklungen noch am Anfang stehen, ist Zimmermann überzeugt, dass die Digitalisierung in der Zukunft zahlreiche Innovationen und Optimierungen bringen wird.
Zimmermann zeigt sich optimistisch: “Ich sehe die Digitalisierung als eine Riesenchance für unser Handwerk. Es geht nicht darum, das digitale Dach zu erfinden, sondern darum, Prozesse zu optimieren, die Arbeit zu erleichtern und dadurch transparenter und effizienter zu werden.”.