Interview mit Alexander Naumann

Am Schleifautomaten: Alexander Naumann schleift ein Brillenglas

Alex­an­der Nau­mann ist Azu­bi im drit­ten Lehr­jahr bei Kiez Optik Encke. Im Inter­view ver­rät er uns, war­um Opti­ker sein Traum­be­ruf ist und er unbe­dingt in sei­nem jet­zi­gen Aus­bil­dungs­be­trieb blei­ben möchte.

Woher kam bei dir der Wunsch Opti­ker zu werden?

Ich hat­te erst eine Aus­bil­dung als Elek­tro­ni­ker für Ener­gie- und Gebäu­de­tech­nik ange­fan­gen, die ich dann aber abge­bro­chen habe. Und dann habe ich mich gefragt, wie es wei­ter­ge­hen soll. Nichts machen kam für mich nicht in Frage.
Ich habe dann nach einer abwechs­lungs­rei­chen Aus­bil­dung gesucht, weil ich jemand bin, der gern Neu­es lernt und aus­pro­biert. Bei mei­ner Recher­che bin ich auf den Beruf des Augen­op­ti­kers gesto­ßen, der das Hand­werk­li­che mit dem Ver­kaufs­aspekt und der Kun­den­nä­he ver­eint und mir dadurch am span­nends­ten erschien.

Was gefällt dir an dei­ner Arbeit rich­tig gut?

Am meis­ten gefällt mir die Abwechs­lung am Beruf. Man geht jeden Tag zur Arbeit und weiß vor­her nicht, was einen heu­te erwar­tet. Es gibt natür­lich typi­sche Abläu­fe, aber den­noch unter­schei­det sich jeder Tag vom anderen.

Und was magst du dar­an eher weniger?

Am wenigs­ten gefal­len mir die Arbeits­zei­ten. Da wir uns am Kun­den ori­en­tie­ren, haben wir immer bis 18:30 Uhr auf. In man­chen Beru­fen fan­gen die Leu­te schon um sechs Uhr an und haben dann nach­mit­tags frü­her Schluss. Ich wür­de auch lie­ber frü­her anfan­gen um frü­her nach Hau­se gehen zu kön­nen, weil ich eher ein Früh­auf­ste­her bin. Aber da muss man mit leben und kann dann eben auch län­ger schlafen.

Wie sieht für dich ein typi­scher Tag im Betrieb aus?

Also wie gesagt, einen typi­schen Tag gibt bei uns es eher nicht. Aber es gibt gewis­se Abläu­fe, die jeden Tag wie­der­keh­ren. Zum Bei­spiel prü­fen wir mor­gens immer erst­mal, ob alle Bril­len­fas­sun­gen voll­stän­dig sind. Wir müs­sen näm­lich abends immer wis­sen, ob die mor­gens schon voll­stän­dig waren. Es könn­ten ja auch wel­che geklaut wor­den sein. Dann müs­sen wir die gelie­fer­ten Bril­len­glä­ser aus­pa­cken und den Mit­tel­punkt anzeich­nen. Anschlie­ßend kommt der Auf­trag zum Schleif­au­to­ma­ten, der tas­tet die Form der Fas­sung ab, um zu wis­sen, wel­che Form das Glas haben muss. Dann bringt er das Glas in die gewünsch­te Form und wir set­zen es nur noch in die Fas­sung ein. Neben dem Schleif­au­to­ma­ten, besit­zen wir auch noch einen Hand­schleif­stein, wel­cher zu 90% von den Aus­zu­bil­den­den genutzt wird, da das Ein­schlei­fen der Glä­ser von Hand, immer noch Bestand­teil der Gesel­len­prü­fung ist. Außer­dem gehö­ren Bril­len­re­pa­ra­tu­ren sowie die Arbeit am Kun­den und das Schrei­ben von Rech­nun­gen zum täg­li­chen Geschäft.

Wie hoch ist der Anteil weib­li­cher Kolleginnen?

Bei uns in den Berufs­schul­klas­sen ist der Anteil der Frau­en ziem­lich hoch. Also von 25 Schü­le­rIn­nen sind nur fünf Män­ner. Und auch hier im Betrieb sind wir mit drei von neun Mit­ar­bei­te­rIn­nen in der Unter­zahl. Ich den­ke, dass der Mode­aspekt vie­le Damen anzieht und das Hand­werk­li­che hin­ge­gen eher abschreckt. Im Nach­hin­ein macht den meis­ten Frau­en die­se Arbeit dann aber doch auch Spaß.

Wel­che Fähig­kei­ten wer­den benö­tigt, um erfolgreiche/r Opti­ke­rIn zu werden?

Auf jeden Fall braucht man hand­werk­li­ches Geschick. Außer­dem ist Selb­stän­dig­keit sehr wich­tig und ein gro­ßes Inter­es­se am Hand­werk selbst und an der Funk­ti­ons­wei­se des mensch­li­chen Auges. Auch Pünkt­lich­keit und Hygie­ne soll­ten wegen dem Kon­takt zum Kun­den vor­han­den sein.

Wie schät­zen Sie die Zukunft Ihres Gewerks und die beruf­li­chen Chan­cen von Opti­ke­rIn­nen ein?

Ich den­ke, dass die beuf­li­chen Chan­cen von Opti­ke­rIn­nen sehr gut sind, denn es wird immer Leu­te geben, die eine Bril­le brau­chen oder die­se auch ein­fach nur so tra­gen wol­len. Der zuneh­men­de Wett­be­werb mit den Filia­lis­ten und mit Online-Anbie­tern ist natür­lich nicht von der Hand zu wei­sen. Aber unser Betrieb setzt auf Qua­li­tät und hat sich in 25 Jah­ren einen eige­nen Kun­den­stamm aufgebaut.

Was war bis­her das Her­aus­for­dernds­te an dei­ner Arbeit?

Am span­nends­ten ist für mich die Bera­tung der Kun­den. Ins­be­son­de­re bei Kun­den, die kei­ne Ahnung haben, was für eine Bril­le sie eigent­lich tra­gen möch­ten, ist es jedes Mal eine klei­ne Her­aus­for­de­rung für mich. Aber das mit Abstand For­dernds­te in mei­ner Aus­bil­dung war die Her­stel­lung von rand­lo­sen Bril­len. Das ist die Königs­dis­zi­plin, bei der man bei­na­he alles von Hand machen muss und mit sehr viel Prä­zi­si­on arbei­ten muss.

Wel­chen Ein­fluss haben aktu­el­le Trends wie Digi­ta­li­sie­rung und Umwelt­tech­nik auf die Arbeit?

Wir arbei­ten ja schon sehr viel mit Auto­ma­ten­tech­nik. Da pas­siert auch gera­de nicht sehr viel. Aber es wird der­zeit viel an der Opti­mie­rung von Glä­sern geforscht. Zum Bei­spiel an Gleit­sicht­glä­sern oder an Glä­sern mit einer Minus­wir­kung. Das sind Glä­ser, die die Augen unter ande­rem klei­ner erschei­nen las­sen. Die­sen Effekt möch­te man ver­rin­gern. Zum Stich­wort Umwelt­tech­nik fal­len mir nur die Fas­sun­gen ein, die kom­plett aus Kunst­stof­fen bestehen, wel­che aus dem Meer gefischt wur­den. Eine coo­le Idee, fin­de ich.

Wie stellst du dir dei­ne Zukunft vor?

Ich wür­de gern als Opti­ker im jet­zi­gen Betrieb arbei­ten, weil ich hier wirk­lich mei­nen Wunsch­ar­beit­ge­ber gefun­den habe. Es herrscht hier eine freund­schaft­lich, fast schon fami­liä­re Atmo­sphä­re. Dar­um füh­le mich in dem klei­nen Unter­neh­men auch echt wohl und habe manch­mal gar nicht das Gefühl, dass ich zur Arbeit fah­re. Also es fühlt sich ein­fach nicht so an, als wenn ich mich hin zwin­gen müss­te. Es ist auch schon abge­spro­chen, dass ich nach der Gesel­len­prü­fung hier anfan­gen kann. Eine Opti­on, die jetzt noch in der Fer­ne liegt, ist sich ein­mal irgend­wann selb­stän­dig zu machen.


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