15.11.2018

„Die vielen Leckereien haben mich einfach überzeugt“

Inter­view mit Finn, Aus­zu­bil­den­der im 1. Lehr­jahr bei Bäcker Johann May­er und ehe­ma­li­ger Teil­neh­mer am Pro­gramm Netz­werk Berufspraxis

Azubi Finn und Bäckermeister Karsten Berning vorm Backofen

Finn durf­te in der 9. Klas­se im Rah­men des Pro­jekts Netz­werk Berufs­pra­xis in vier ver­schie­de­ne Hand­werks­be­ru­fe rein­schnup­pern. Dabei lern­te er die Auf­ga­ben der Tisch­le­rIn­nen, der Anla­gen­me­cha­ni­ke­rIn­nen, der Gebäu­de­rei­ni­ge­rIn­nen und der Bäcke­rIn­nen ken­nen. Fas­zi­niert von Bäcker­meis­ter Kars­ten Ber­ning und den vie­len Lecke­rei­en (Hefe­zöp­fe, Igel, Mäu­se, Schild­krö­ten), die wäh­rend des Pro­jekt­ta­ges her­ge­stellt wur­den, ver­stärk­te sich sein Inter­es­se an dem Aus­bil­dungs­be­ruf. Seit Sep­tem­ber 2018 erlernt er nun das Bäcker­hand­werk bei Bäcker Johann May­er, ein Fami­li­en­be­trieb, der bereits in 4. Gene­ra­ti­on geführt wird. Wir haben ihn im Inter­view genau­er zur Aus­bil­dung befragt.

Finn, was hat dich dar­an gereizt, mit einer Aus­bil­dung zum Bäcker zu beginnen?

Um ehr­lich zu sein, die vie­len Lecke­rei­en, die man her­stellt und mein Aus­bil­der Kars­ten Ber­ning, den ich im Pro­jekt Netz­werk Berufs­pra­xis ken­nen­ge­lernt habe. Er hat damals den Pro­jekt­tag gelei­tet und mich ange­spro­chen, ob ich nicht an einer Aus­bil­dung bei ihm inter­es­siert sei. Ich fand das Backen aber auch eigent­lich schon immer toll. Bei uns zuhau­se wird viel geba­cken. Bei­de Eltern­tei­le haben mich auch schon früh mit ein­be­zo­gen. Mit mei­nem Vater habe ich oft Stock­brot gemacht und mei­ner Mut­ter habe ich beim Kuchen backen geholfen.

Wie lief denn die Bewer­bung bei Bäcker May­er ab?

Ich muss­te mich ja in der 10. Klas­se ent­schei­den, ob ich Abitur machen möch­te oder lie­ber eine Aus­bil­dung. Da habe ich mich für eine Aus­bil­dung ent­schie­den und mich bei meh­re­ren Bäcke­rei­be­trie­ben bewor­ben, unter ande­rem bei Bäcker Johann May­er. Dort habe ich ein Anschrei­ben mit mei­ner Moti­va­ti­on ein­ge­reicht und wur­de dann zu einem Vor­stel­lungs­ge­spräch ein­ge­la­den, bei dem mich Herr Ber­ning auch gleich wie­der­erkannt hat.

Anschlie­ßend habe ich ein 5‑tägiges Prak­ti­kum in der Bäcke­rei absol­viert, um zu schau­en, ob ich den Anfor­de­run­gen des Berufs, wie dem frü­hen Auf­ste­hen, gewach­sen bin und ob ich gut mit dem Team zusam­men­ar­bei­ten kann. Als dann nach dem Prak­ti­kum fest­stand, dass es auf bei­den Sei­ten passt, habe ich mit der Aus­bil­dung begonnen.

Wie sieht denn ein typi­scher Arbeits­tag der­zeit bei dir aus?

Mein Tag beginnt damit, dass ich gegen 2 Uhr auf­ste­he, mich fer­tig und dann auf den Weg zum Betrieb mache. Dort fan­ge ich um 4 Uhr erst mal mit dem Kaf­fee­ko­chen für die gesam­te Beleg­schaft an. Die ande­ren begin­nen näm­lich alle schon um 1 Uhr mit ihrer Arbeit.

Dann berei­te ich Bröt­chen und ande­res Gebäck vor, indem ich es abzäh­le und in ver­schie­de­ne Kis­ten ver­tei­le. Ich sor­tie­re und schaue dabei, an wen die Lie­fe­run­gen gehen. Zu unse­ren Kun­den gehö­ren vie­le Hotels, die wir regel­mä­ßig mit grö­ße­ren Men­gen Back­wa­ren ver­sor­gen. Am Tag kön­nen das schon so um die 1000 Schrip­pen, 600 Stu­ten­kerle, 300 Crois­sants und 140 Apfel­ta­schen sein, die vor­be­rei­tet wer­den müs­sen. Da muss man sehr zügig arbei­ten und auf­pas­sen, dass man sich nicht ver­zählt. Außer­dem backe, fül­le und deko­rie­re ich schon mit Unter­stüt­zung Pfannkuchen.

Gegen Ende des Tages, wenn die ande­ren dann schon Fei­er­abend haben, steht für mich noch das Put­zen der Backuten­si­li­en und der ver­schie­de­nen Arbeits­flä­chen und Böden an.

Was lernst Du denn außer­dem noch in der Berufsschule?

In der Berufs­schu­le haben wir jeden Mon­tag Fächer wie Mathe, Bio­lo­gie und Che­mie immer in Bezug auf das Hand­werk. Außer­dem ler­nen wir viel über über recht­li­che Din­ge, wie Arbeits­schutz und die Geschich­te des Bäckerhandwerks.

Im 2. Lehr­jahr wer­den wir dann mit Back­ex­pe­ri­men­ten im Ver­suchs­la­bor star­ten, um zu ler­nen, was bei der Zusam­men­mi­schung ver­schie­de­ner Zuta­ten pas­siert. Zuhau­se expe­ri­men­tie­ren mein Vater und ich aber jetzt schon bei­de zusam­men und pro­bie­ren ver­schie­de­ne Brot­mi­schun­gen aus. Er hat sich extra eine Mehl­mahl­ma­schi­ne gekauft, weil er meint, das Brot schme­cke dann besser.

Stim­men dei­ne in den Pro­jekt­ta­gen des Netz­werks Berufs­pra­xis ent­stan­de­nen Erwar­tun­gen mit der Rea­li­tät überein?

Im Gro­ßen und Gan­zen ja. Aber die Arbeit ist doch noch viel­fäl­ti­ger, als ich vor­her gedacht habe. Die Arbeit im Team ist auch sehr wich­tig. Ich freue mich auf jeden Fall schon dar­auf, wenn ich mehr und mehr Ver­ant­wor­tung über­neh­men und selb­stän­dig Tei­ge auf­ar­bei­ten und abba­cken kann.

Das hört sich alles sehr posi­tiv an. Gibt es auch Sei­ten am Beruf oder an der Aus­bil­dung, die dir nicht so gut gefallen?

Ich mag es nicht so sehr mono­to­ne Auf­ga­ben zu erle­di­gen und das frü­he Auf­ste­hen fällt mir noch manch­mal schwer. Da kann es schon mal vor­kom­men, dass mich mei­ne Mut­ter wach macht und schnell zur Arbeit fährt, wenn ich die Snoo­ze-Funk­ti­on des Weckers zu oft gedrückt habe. Lacht! Aber bald bin ich ja 18 Jah­re und kann mei­nen Füh­rer­schein machen.

Hast Du schon Plä­ne, wie es nach der Aus­bil­dung wei­ter­ge­hen soll?

Dar­über habe ich bis­her noch nicht kon­kret nach­ge­dacht. Even­tu­ell mache ich dann noch das Abitur oder blei­be doch im Hand­werk und viel­leicht sogar bei Bäcker Johann May­er. Das wer­de ich in den nächs­ten Lehr­jah­ren entscheiden.

Was ist dein aktu­el­les Lieblingsrezept?

Mir gefal­len eigent­lich haupt­säch­lich die süßen Back­wa­ren und ganz beson­ders die klei­nen Scho­ko-Twis­ter. Die sind aber nicht so leicht her­zu­stel­len, da sie aus einem gedreh­ten Plun­der­teig bestehen. Ansons­ten lie­be ich auch ein­fach die nor­ma­len wei­ßen Schrippen.

Ein gro­ßes Dan­ke­schön für das span­nen­de Gespräch und wei­ter­hin viel Glück auf dei­nem per­sön­li­chen und beruf­li­chen Weg!

Gefördert durch: