Interview mit Dachdeckermeister Jörg-Dieter Mann

Dachdecker in vierter Generation: Jörg-Dieter Mann mit seinem Sohn Dominik

Wir haben mit Jörg-Die­ter Mann von der Dach­de­cke­rei Mann GmbH im Inter­view über die The­men Aus­bil­dung, Nach­wuchs­kräf­te­ge­win­nung und Trends im Dach­de­cker­hand­werk gesprochen.

Hal­lo Herr Mann, was ist das Beson­de­re an Ihrer Dachdeckerei?

Wir sind ein fami­li­en­ge­führ­tes Tra­di­ti­ons­un­ter­neh­men in vier­ter Gene­ra­ti­on mit 34 Mit­ar­bei­te­rIn­nen. Im Ver­gleich zu ande­ren Dach­de­cker­be­trie­ben sind wir daher ziem­lich groß. Im Augen­blick sieht es danach aus, dass mein Sohn Domi­nik die Fir­ma mal über­neh­men wird.

Wie vie­le Azu­bis haben Sie der­zeit in Ihrer Firma?

Wir stel­len im Nor­mal­fall immer zwei Azu­bis pro Lehr­jahr an. Ins­ge­samt sind das also fünf bis sechs. Wir haben auch schon zwei Dach­de­cke­rin­nen in der Fir­ma aus­ge­bil­det. Das ist aber schon ein paar Jah­re her. Der Job ist kör­per­lich sehr for­dernd, daher arbei­ten wenig Frau­en im Gewerk.

Was tun Sie als Ober­meis­ter der Innung für die Nach­wuchs­ak­qui­se im Dachdeckerhandwerk?

Wir haben eine groß ange­leg­te Kam­pa­gne in der Ber­li­ner U‑Bahn durch­ge­führt, bei der gezielt jun­ge Men­schen ange­spro­chen wur­den. Auch Radio- und Kino­wer­bung haben wir im letz­ten Jahr geschal­tet. Außer­dem gibt es Initia­ti­ven, bei denen wir in Schu­len und an Unis gehen, um für den Beruf zu wer­ben. Dort ver­su­chen wir ihnen auf­zu­zei­gen, dass man mit einer fun­dier­ten Aus­bil­dung im Hand­werk vie­le Vor­tei­le hat. Ich den­ke, die stei­gen­den Lehr­lings­zah­len sind auf unser posi­ti­ves Image und die ver­schie­de­nen Maß­nah­men zurück­zu­füh­ren. Momen­tan klop­fen zudem immer mehr Schü­ler mit einem Real­schul­ab­schluss an unse­re Tür.

Wie sieht es mit dem The­ma Arbeits­schutz aus?

Das The­ma Sicher­heit hat bei uns hohe Prio­ri­tät. Wir haben eine gro­ße Ver­ant­wor­tung und bemü­hen uns sehr dar­um, die Jugend­li­chen für das The­ma zu sen­si­bi­li­sie­ren. Dar­um haben wir auch einen eige­nen Sicher­heits­ko­or­di­na­tor, der bei uns in der Fir­ma Kur­se gibt.

Mit wel­chen Her­aus­for­de­run­gen sind Sie heu­te konfrontiert?

Wir haben lei­der eine ziem­lich hohe Fluk­tua­ti­ons­ra­te nach der Aus­bil­dung, weil vie­le Gesel­len dann zur Feu­er­wehr oder ande­ren Ein­rich­tun­gen gehen. Die größ­te Her­aus­for­de­rung für uns liegt daher dar­in, unse­re Mit­ar­bei­ter zu hal­ten. Dies tun wir durch Aner­ken­nung und För­de­rung. Ich fin­de es ganz wich­tig, dass sich unse­re Mit­ar­bei­ter als Teil einer Fami­lie sehen. Auch die Azu­bis sol­len das Gefühl bekom­men, dazu zu gehö­ren. Ich sage immer: „Komm in die Dach­de­cker­fa­mi­lie.“. Die jun­gen Leu­ten hier gut auf­ge­ho­ben sein, Spaß an der Arbeit in unse­rem Team haben und dann im Ide­al­fall bei uns bleiben.

Was raten Sie jun­gen Men­schen, die sich fürs Dach­de­cker­hand­werk inter­es­sie­ren? Wel­che Fähig­kei­ten wer­den benö­tigt, um erfolgreiche/r Dach­de­cke­rIn zu werden?

Sie soll­ten einer­seits sport­lich aktiv und kör­per­lich belast­bar sein und außer­dem ein Inter­es­se am Beruf mit­brin­gen. Team­fä­hig­keit ist natür­lich auch sehr wichtig.

Wel­che Rol­le spielt das The­ma Digi­ta­li­sie­rung im Dachdeckerhandwerk?

Vom Büro bis zur vor­be­rei­ten­den Arbeit bis zur Bau­stel­le wird sich zukünf­tig alles digi­ta­li­sie­ren. Wir haben mitt­ler­wei­le schon Droh­nen, die Auf­ma­ße machen. Sie machen ein Foto vom Dach und rech­nen dann aus, wel­che Mate­ria­li­en gebraucht wer­den. Auch die Bestell­sys­te­me wer­den kom­plett ver­än­dert. Und die Bera­tung fin­det haupt­säch­lich mit iPads statt, mit denen wir zu den Kun­den gehen. Ob irgend­wann mal eine Droh­ne die Mate­ria­li­en auf das Dach trans­por­tie­ren wird, weiß ich nicht, aber auch dann muss ja irgend­je­mand das Dach ver­de­cken. Unser Beruf kann daher nur bis zu einem gewis­sen Grad digi­ta­li­siert werden.

Wie schät­zen Sie die Zukunft des Dach­de­cker­hand­werks und die beruf­li­chen Chan­cen von zukünf­ti­gen Dach­de­cke­rIn­nen ein?

Der Sanie­rungs­markt ist in Ber­lin so groß, dass jun­ge Leu­te defi­ni­tiv gute Berufs­chan­cen haben. Das Ber­li­ner Dach muss stän­dig saniert wer­den. Das Hand­werk hat zudem gol­de­nen Boden und man hat mit einer Aus­bil­dung im Dach­de­cker­hand­werk als Ange­stell­ter und als Chef eine soli­de Grund­la­ge für sich und sei­ne Fami­lie. Ich glau­be auch, dass die Löh­ne wei­ter ange­passt wer­den. Denn gute Arbeit muss auch gut bezahlt werden.


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